Wie alt ist Uster?





Fabrice Burlet

I. Wie alt ist Uster? - Über Gründung und Ersterwähnung eines Ortes




Die Ersterwähnung von Uster: 775 erfolgten in Uster drei Schenkungen an das Kloster St. Gallen. Davon ist nur noch die oben abgebildete Urkunde im Stiftsarchiv St Gallen als Original erhalten geblieben (Original: StiASG, I 50www.stiftsarchiv.sg.ch/). Die Urkunden wurden damals nicht mit einem Siegel versehen, sondern vom Schreiber unterschrieben (unten rechts).



Wie alt ist Uster? Die Frage nach dem Alter einer Gemeinde bewegt die Bevölkerung. Wie alt ist unsere Gemeinde? Wie alt ist unser Ort? Welches sind die ältesten Bauten unseres Ortes? – Ein römischer Gutshof? Eine alte Kirche? Ein Bauernhof?… – Gab es Kelten und Römer bei uns? So wie man sein eigenes Alter kennt und seinen Geburtstag feiert, will man das Alter einer Gemeinde kennen. Die Frage nach dem Alter scheint einfach und kann am Stammtisch diskutiert werden, was im Folgenden anhand eines fiktiven Gespräches aufgezeigt wird:


Diskussionen am Stammtisch - Auf der Suche nach Gründung und Geburtstag


Im Wirtshaus in Uster sitzen Gäste aus Uster und solche aus den Nachbarorten zusammen am Stammtisch. Es ist ein Kommen und Gehen Diskutiert wird das Alter von Uster. Schnell kommt man zum Schluss, Uster, erstmals 775 erwähnt, sei um einiges älter ist als Wetzikon, das erst 1044 urkundlich erwähnt wird. Da freut sich der Ustermer: Uster ist rund 250 Jahre älter als Wetzikon. Der aus Gast aus Wetzikon gibt sich geschlagen und spendiert eine Runde. Dann kommt ein Geschichtsstudent an den Stammtisch und berichtet davon, dass die Urkunde von 1044 erst später „gefälscht“ sei und die Ustermer am Stammtisch machen sich über den Gast aus Wetzikon lustig: „Ah, Ihr seid noch jünger, als ihr selbst behauptet!“ Der aus Wetzikon antwortet darauf: „Das stimmt nicht; auf unser Homepage ist 1044 angegeben. Wir lügen nicht!“ Doch der Stadtzürcher, der am Stammtisch seinen Kaffee geniesst, wird voller Stolz sagen können: „Wir haben im Jahre 1986 2000 Jahre römisches Zürich gefeiert.“
So könnten sie weiter über den Stolz der eigenen, alten Gemeinde wetteifern. Doch das ganze scheint immer komplizierter zu werden. Die Komplexität des Themas kommt nun deutlich zum Ausdruck. Der fleissige Student hat noch eine weitere Bemerkung auf Lager: „Nein, nein, Zürich ist älter als 14. v. Chr. Mein Professor hat nämlich erzählt, dass neuerdings keltische Funde in Zürich gemacht wurden. Die Kelten waren schon vor den Römern in Zürich! … Das zu Uster gehörige Dorf Riedikon ist älter als Uster. Riedikons Ersterwähnung ist nämlich schon 741!“ Ein pensionierter Herr aus der Runde, der sich an seinem Glas Wein erfreut, fragt interessiert: „Wieso ist denn 775 das wichtige Jahr, wenn Riedikon älter ist?“ Die Bäckerin antwortet: „Weil wir in Uster immer schon wichtiger waren“, um anschliessend einen Schluck Bier zu nehmen. „Chabis“, meint der Siegrist, „gab es denn keine Kelten in Uster? Wohnten erst 775 Menschen hier?“

Auf diese Art könnte der Stammtisch weiter diskutieren, wobei die Diskussion an gewisse Grenzen käme. Eines wird hier deutlich: Das Jahr 775 ist als Gründungsjahr von Uster nicht so klar, wie es scheint. Riedikon wird vor Uster erstmals erwähnt (741 – Zweiterwähnung: 744). Dennoch eignet sich das Jahr 775 – wie auch das Jahr 741 für Riedikon –, bestens für ein Stadtjubiläum. Die Gemeinde muss sich nur noch entscheiden, ob nur das eine Jubiläum, das von Uster, oder beide zu feiern sind (Insofern man nicht jedes Dorf feiern möchte, das heutzutage zur Gemeinde Uster gehört). Die Gemeinde hat sich tatsächlich entschieden: 1975 wurde der 1200ste Geburtstag von Uster gefeiert.
Im wissenschaftlichen Sinne ist dies alles einiges komplizierter. Deshalb ist es richtig, wenn man sich für ein Jubiläumsjahr entscheidet, auch wenn die 1200 Jahre Uster (775–1975) etwas Fiktives an sich haben. Denn das Feiern eines Ortes stiftet Identität und Freude auch wenn es mit dem Verstehen der Geschichte nicht per se einhergeht.
Die Wissenschaft versucht eine viel komplexere Realität unserer Vergangenheit zu erfassen und zu verstehen, was auch im Rahmen einer Jubiläumsfeier durchaus Begeisterung und Neugierde auslösen kann. In der Folge werden wir uns mit der Bedeutung der Ersterwähnungen Usters auseinandersetzen. Dann fahren wir mit der Frühzeit Usters und mit der Besiedlung durch die Alemannen fort, wobei wir das Standardwerk von Paul Kläui zum Vergleich von alter und neuer Forschung beiziehen werden. Dabei wird ersichtlich werden, dass die Forschung immer wieder Fortschritte macht und alte Ergebnisse durchaus widerlegt werden können.


Das Problem der Gründung und der Ersterwähnungen in Schriftquellen


Die ältesten, heute vorliegenden schriftlichen Dokumente, die Uster erwähnen, stammen aus den Jahren 741 und 775. Wie in Zürich ist es denkbar, dass neue Funde z.B. Aufschluss über eine mögliche keltische Siedlung auf dem Burghügel geben. Daher sind wissenschaftlich gesehen weder 741 noch 775 eindeutige Gründungsjahre.
Eindeutige Gründungsjahre sind im übrigen selten. Das 330 vom römischen Kaiser Konstantin als neue Hauptstadt gegründete Konstantinopel, das heutige Istanbul, war streng genommen "nur" ein grosszügiger und planmässiger Ausbau der alten Hafenstadt Byzantion (Byzanz). In Freiburg im Breisgau haben archäologische Ausgrabungen gezeigt, dass schon vor der "Stadtgründung" eine Siedlung existierte. Zu den seltenen Neugründungen zählen das um 1191 gegründete Bern, das gemäss archäologischen Ausgrabungen auf freiem Feld, nicht unweit einer früheren römischen Siedlung vom Zähringer Herzog Bertold IV. errichtet wurde, ähnlich wie die im 20. Jh. mitten im Dschungel als neue Hauptstadt Brasiliens angelegte Stadt Brasilia.
Die Ersterwähnungen von Uster (775) und Riedikon (741) sind zufällig und sagen nichts über das Alter dieser Orte aus. Die Orte können durchaus älter sein, bestanden jedoch spätestens bei ihrer Ersterwähnung, vorausgesetzt die alten Schriften wurden nicht vordatiert.

Diese Zufälligkeit der Ersterwähnung eines Ortes wird vor allem bei einer Aufstellung der Ersterwähnungen der verschiedenen alten Dörfer und Weiler, welche das heutige Uster bilden, ersichtlich. In der Tabelle der ersten schriftlichen Belege zu Uster (LINK ZUR TABELLE!) wird zwischen älteren und jüngeren Erwähnungen unterschieden. In der linken Spalte sind die beiden ersten Belege aus dem 8. Jh. zu finden, in der rechten jene ab dem 10. Jh. Der Eindruck entsteht, Uster und Riedikon seien tatsächlich viel älter als die anderen Orte.
Der Schein trügt: Die im 8. Jh. erstmals erwähnen Orte sind nicht per se älter als die später erstmals erwähnten Orte. Sie können älter sein, müssen es aber nicht, da die Belege aus den Schriftquellen im Normalfall die Existenz eines Ortes, aber nicht dessen Alter bezeugen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die ältesten Belege aus dem Kloster St. Gallen stammen (www.stiftsarchiv.sg.ch/). Dass diese Belege überhaupt vorliegen, hängt damit zusammen, dass das alte Galluskloster einen grossen Teil seiner ältesten Urkunden aufbewahrt hat. Die jüngeren Belege sind keine Beweise für ein jüngeres Alter der Ortschaften, sondern nur Ausdruck davon, dass die Orte nicht in Zusammenhang mit dem uralten Kloster St. Gallen genannt werden.
Die Ersterwähnungen von Nänikon (1150) und Niederuster (vor 1227) finden sich in den Zinsverzeichnissen des unter Karl dem Grossen erneuerten Zürcher Grossmünsters. Die späte Ersterwähnung dieser Orte hängt wohl weniger mit dem eigentlichen Alter der Orte zusammen, als viel mehr damit, dass ältere Verzeichnisse zur Vereinfachung der Verwaltung der Grossmünster-Chorherren durch neuere ersetzt wurden.
In ähnlicher Weise belegen die Urkunden für das Kloster Rüti nicht das Alter von Wermatswil und Werrikon, sondern die Tatsache, dass das dort begüterte, um 1210 gegründete Kloster Rüti als erstes Kloster Urkunden zu den beiden Orten in sein Archiv aufnahm und aufbewahrte, während das schon um 1050 gegründete Kloster Allerheiligen in Schaffhausen dem Lehen in Wermatswil weniger Bedeutung beimass, so dass das Klosterarchiv keine entsprechende Urkunden (mehr?) hat.
Die Tabelle zeigt somit nicht das Alter der Orte auf, sondern das Alter der Klöster und ihrer Archive. Es kann durchaus sein, dass die scheinbar jüngeren Orte schon im 8. Jh. bestanden, jedoch nicht in den Urkunden des bis heute bestehenden Klosterarchivs St. Gallen erscheinen, da das Kloster St. Gallen dort nichts besass und die andern Besitzer des 8. Jh.s keine Schriften hinterlassen haben.
Die Dörfer und Weiler des heutigen Uster könnten alle schon im 8. Jh. oder früher bestanden haben. Streng genommen wissen wir nicht, welche älter und welche jünger sind. Die Belege für ihre Existenz sind zufällig und schliessen ein höheres Alter nicht aus. Wie die Orte eigentlich entstanden sind, bleibt unklar. Ebenso sind ihr früheres Aussehen und einstige Bedeutung unklar. Die in der Tabelle aufgeführten schriftlichen Belege, erwähnen die Ortsnamen, Zinsen, Höfe, Besitz usw., liefern aber wenig konkrete Informationen: Die Existenz eines Hofes sagt nichts darüber aus, ob es ein Dorf gab, nur einen Hof oder mehrere Höfe. Ebenso unklar sind die Ausmasse dieser wohl mehrheitlich aus Holz Höfe. Handelte es sich bei einem Hof um ein grosses, gemütliches Holzhaus oder um eine Ansammlung von Hütten? Die Urkunden schweigen darüber und beschränken sich darauf, den Rechtsinhalt einer Schenkung oder eines Verkaufs juristisch korrekt zu fixieren.

Die zweite Erwähnung von Riedikon und Nänikon in einer Urkunde von 744 (StiASG, Bremen 2www.stiftsarchiv.sg.ch/). Die Urkunde von 741, in welcher beide Orte erstmals genannt werden, ist nicht im Original, sondern nur in Abschriften erhalten.




Postskriptum


Der junge Student vom Stammtisch ist nun neugierig geworden und fragt sich, ob nun Nänikon nicht auch schon zusammen mit Riedikon 741 erstmals erwähnt wird. Am Stammtisch will niemand darauf eingehen. Folglich fragt er seinen Professor und den Sprachforscher Martin Graf. Beide bestätigen dass das erstmals 741 genannte Nancinchova doch nur Nänikon sein kann, aber dass die alte Forschung fälschlicherweise einen Wechsel von N (Nancinchova) zu L (Lenzikon) konstruiert hatte und es mit Lenzikon bei Eschenbach SG identifizierte. …






 

II. Auch die Forschung hat eine Geschichte

 

Die Erforschung unserer Vergangenheit macht kontinuierlich Fortschritte und verfeinert sich immer mehr. Jede Generation stellt neue Fragen an die Geschichte. Durch deren Beantwortung kommt die Forschung weiter. Demnach besitzt auch die Forschung eine Geschichte, welche man sich vereinfacht folgendermassen vorstellen kann.

Das 19. Jh. war die Zeit, in der Pioniere alte Archive durchwühlten und alte Schriftstücke in Büchern publizierten (Geschichtswissenschaft). Ebenfalls im 19. Jh. fanden die ersten wissenschaftlichen Ausgrabungen von „Altertümern“ statt (Archäologie).

Die Urkunden und Dokumente wurden durch die Erstellung von Archivverzeichnissen erschlossen und in Buchform (Editionen) in zahlreichen Bibliotheken zugänglich gemacht. Dennoch gelangte das Gros der Archivbestände nur als Zusammenfassung – als sogenannte Regesten – in gedruckte Bücher oder wurde gar nicht erst gedruckt, wodurch sie nur im jeweiligen Archivverzeichnis an Ort und Stelle eruierbar sind. Wäre dieser Arbeitsschritt nie vollbracht worden, wüsste der Historiker nicht, was in einem Archiv alles zu finden ist. – Für den Kanton Zürich wurden die meisten Schriftstücke bis 1336 gedruckt. Danach findet man die wenigsten Schriftstücke in einem Buch. Hingegen sind die Urkunden des Staatsarchivs Zürich bis ins 15. Jh. in gedruckten Büchern zusammengefasst (Regesten). – Die Archäologie musste sich ihrerseits darüber klar werden, was man alles im Boden aufdecken könnte und wie man den Funden umgehen sollte. Unter diesen Pionieren sind z.B. Georg Friedrich von Wyss (Geschichte) und Ferdinand Keller (Archäologie) zu nennen.

Das 19. Jh. war vor allem eine Zeit des Sammelns, Entdeckens und Zusammenstellens von alten Dokumenten, Gegenständen etc. sowie des Aufsuchens und Beschreibens von alten Bauten, Ruinen etc. Man fragte sich, wie man die Relikte früherer Zeiten verstehen und zu einer Geschichte zusammenbringen sollte. Nach der Zeit der Entdeckungspioniere des 19. Jh. folgte – ohne abrupten Bruch, sondern mit fliessendem Übergang – eine erste Phase des Geschichtsschreibens und des Versuchs die Geschichte wissenschaftlich zu erforschen. Dieser Abschnitt war so etwas wie eine Zeit des Ausprobierens und der Entwicklung von Theorien. Es war die Pionierphase der modernen Geschichtsforschung. Damals – insofern man frühere Pioniere ausser Acht lässt – wurden die Schriftquellen zum ersten Mal zu einem bestimmten Thema befragt und daraus erste Erkenntnisse gewonnen. Zu dieser Phase kann man auch Paul Kläuis Buch zur Geschichte der Gemeinde Uster zählen (1964).

Die dritte Phase ist die weitere Auseinandersetzung und die Hinterfragung der bisherigen Theorien und Ideen. Dabei wurden nicht nur neue Fragen an die Geschichte gestellt und neue Ideen aufgegriffen, sondern auch alte Theorie-Gebäude hinterfragt und zum Teil widerlegt. So hat sich neuerdings das schweizerische Geschichtsbild der Habsburger geändert. Bis anhin galten sie im Gegensatz zu den "guten", für ihre Freiheit kämpfenden Eidgenossen als böse Menschen. Nur in Muri, wo ihr altes Hauskloster steht, und in Habsburg selbst wurde die Dynastie wohlwollend akzeptiert. Diese Auffassung hat sich geändert: Ein neues Buch zu den Habsburgern als Dynastie aus der Schweiz und ein weiteres mit dem Titel „Gründungszeit ohne Eidgenossen“ finden nun grossen Anklang bei den Lesern.

Ebenso wurden ein Teil der Theorien Paul Kläuis zu Uster und der Ostschweiz widerlegt. Paul Kläui hatte 1964 – vor also bald 50 Jahren – eine gründliche Ortsgeschichte Usters vorgelegt. Sie bildet dank ihrer Gründlichkeit und Detailfülle immer noch eine sehr gute Grundlage für neue Forschungen. Hingegen gelten ein Teil der Schlüsse und Theorien Kläuis als überholt. Dies gilt insbesondere für die quellenarme Zeit vor dem Spätmittelalter. Die dünne Quellenbasis überbrückte Kläui mit Theorien, die zu seiner Zeit womöglich als genial angesehen wurden, heute jedoch durch die ihr zu Grunde liegenden simplifizierenden Annahmen als falsch betrachtet werden müssen. Der Anerkennung der damaligen Leistung Kläuis wird dadurch jedoch kaum einen Abbruch gemacht, insofern der Forscher die nun überholten Ideen stets im Auge behält.

Die Frühzeit von Uster wird im Folgenden kurz geschildert und zwar im Vergleich zu den von Kläui dargelegten Ergebnissen. Dabei soll dem Leser vor Augen geführt werden, wie sich die Geschichtsschreibung in rund 50 Jahren wandeln kann.

Erst eine weitere Historiker-Generation wird feststellen können, welche Dinge, die für uns heute normal sind, später nicht mehr als Normalität betrachtet werden. Werte und Vorstellungen ändern sich. Eine Generation lebt mit ihren Werten und Vorstellungen, die nächste Generation erkennt diese als nicht-zwingende Annahmen und stellt sie in Frage.

 

 

 





III. Von der Frühzeit bis zur Besiedlung durch die Alemannen – Alte und neue Forschung

Uster von der Eiszeit bis ins frühe Mittelalter – Paul Kläui und die moderne Forschung

Das 1964 erschienene Buch Paul Kläuis stellt den damaligen Stand der Forschung exemplarisch dar und zeugt von Kläuis ausgezeichneten Kenntnissen der lokalen Verhältnisse in der Vergangenheit, welche er sich nur dank ausgiebigen Recherchen in Archiven, Büchern etc. mühselig erarbeitet hat. Dennoch wird Kläui von Forschungstheorien und -ideen beeinflusst, die heutzutage überholt sind. Das stellt die grundlegende Bedeutung seines Buches – schon nur für an Uster interessierte Forscher – als brauchbares Nachschlagewerk nicht in Frage. Nur sollte man es wie jedes andere Buch kritisch lesen. Wir werden nun die frühe Zeit von Uster im Vergleich zu Kläuis Ergebnis anschauen. Es geht darum, zu sehen, wie Kläui die Besiedlung von Uster beschreibt. Einige Ansichten lassen wir – vielleicht mit ein paar Ergänzungen – stehen. Anderes wird korrigiert.

Kläui beginnt, wie man es vielleicht erwartet, mit dem Ende der Eiszeit und der darauf folgenden Besiedlung während der Steinzeit.

 

Die Steinzeit – Kläui ist genau

1. Von der Urzeit bis zu den Römern

 

Die Frühzeit

Als sich vor rund 10 000 Jahren die Gletscher der letzten Eiszeit zurückgezogen hatten und auch die isolierten Eismassen, die stellenweise zurückgeblieben waren, geschmolzen waren, füllten sich deren Wannen mit Wasser. Es entstanden die größeren und kleineren Seen des Zürcher Oberlandes mit weiten Sumpfzonen. Dennoch rückten die ersten Menschen – wir wissen nicht woher – in diesem Gebiet ein. Da sie als Fischer und Jäger lebten und keinen Ackerbau trieben, wichen sie den Sumpfgebieten nicht aus, vielmehr waren ihnen sumpfige Seeufer willkommen für ihre Wohnplätze. Nur sehr spärliche Funde zeugen von diesen Leuten, die der etwa von 8000 bis 3000 v. Chr. dauernden mittleren Steinzeit angehörten. Aus dem Gebiet des Greifensees sind an Funden zu nennen: Mehrere Feuersteinklingen (Silex), die am nördlichen Seeufer zutage kamen, und zwei Silexstücke, die nach Angabe des Finders vom Seefeld Uster und von Riedikon stammen. 1937 wurden bei Riedikon einige kleine Werkzeuge entdeckt.

Die Jungsteinzeit

Erst nach der mittleren Steinzeit, etwa von Beginn des 3. vorchristlichen Jahrtausends an, entfaltete sich am Greifensee ein reges Leben. Greifensee und Pfäffikersee bildeten die südlichsten Ausläufer der Besiedlung, die sich vom Rhein glattaufwärts zog.

[…] Rund um den See sind eine ganze Reihe von Pfahlbauten entdeckt, aber nicht genauer untersucht worden.“

Auszug aus Kläui, Paul: Geschichte der Gemeinde Uster, Zürich 1964, S. 13.

 

In der oben abgedruckten Passage ist ersichtlich, wie genau Kläui arbeitete und wie er alle bekannten Details zusammentrug. Ein Teil der von ihm genannten archäologischen Funde sind in seinem Buch auch als Bilder zu finden. Kläui schildert uns im Auszug das Bild einer idyllischen Naturlandschaft, die nach dem Rückzug der Gletscher, welche grosse Teile der heutigen Schweiz bedeckt hatten, vom Menschen besiedelt wurde. Woher die Menschen kamen, wissen wir nicht. Zumal die Alpen noch von Eismassen bedeckt waren, werden sie kaum aus den Bergen gekommen sein. Vor der letzten Eiszeit, die man gemeinhin nach einem Fluss „Würm-Eiszeit“ nennt, kann es durchaus schon eine menschliche Besiedlung in unserem Raum gegeben haben, welche dann durch die Eiszeit ihr Ende fand. Doch sind die Spuren einer solchen Besiedlung nur schwer zu entdecken, zumal die Gletscher der letzten Eiszeit das Gelände neu geformt haben: Gletscher lagern massenweise Material (Steine, Sand etc.) ab, das sie aus den Bergen mittransportieren (Diese Ablagerungen nennt man Moränen.). Dank den im Eis eingeschlossenen Steinen vermögen Gletscher all das, was ihnen in den Weg kommt, abzukratzen (z.B. Felsen) und wegzutransportieren. Archäologische Zeugnisse wären also irgendwo tief im Gletscherschutt, womöglich völlig zertrümmert und klein gemahlen nur mit grossem Glück zu finden.

Seit 1964 sind zahlreiche Funde gemacht worden. Insbesondere wurden in unserem Raum in den letzten Jahrzehnten etliche Pfahlbausiedlungen entdeckt und archäologisch untersucht. Immer wieder wurde eine neue Siedlung anstelle einer älteren errichtet. Es scheint, dass die Pfahlbauer ihre Häuser gar nicht im Wasser auf Pfählen errichtet haben, wie dies im 19. Jh. angenommen wurde und auf zahlreichen Gemälden zu sehen ist, sondern am Seeufer. Die Idee, sie hätten ihre Häuser auf dem Wasser erbaut, kommt daher, dass die Dörfer bei einem tieferen Seespiegel angelegt worden waren als zur Zeit ihrer Entdeckung. Wegen dem heute höheren Wasserspiegel fanden die Archäologen die Pfähle der Häuser im Wasser. Deswegen waren die Pfähle gut konserviert.

Genaueres über die Steinzeit und die Zeit der Pfahlbauer (Jungsteinzeit oder Neolithikum), wollen wir hier nicht berichten, zumal dies weniger Sache einer Ortsgeschichte ist, als viel eher ein eigenständiges Thema darstellt, das für die ganze Gegend und nicht für jeden Ort einzeln behandelt werden muss.

Den Pfahlbauern wurde vor rund 20 Jahren eine Freiluft-Ausstellung (Pfahlbauland) in Zürich am See gewidmet, welche auf grosses Interesse stiess. Seitdem gibt es immer wieder neue Bücher zu den Pfahlbauern und der Steinzeit. Zu Pfahlbauten in nächster Gegend ist der entsprechende Ausschnitt aus dem Buch von Beat Frei zur Geschichte von Greifensee für jedermann interessant.

Wir nehmen aus dem Textauszug von Kläui folgendes mit: Greifensee und Pfäffikersee bildeten die südlichsten Ausläufer der Besiedlung, die sich vom Rhein glattaufwärts zog. Mit diesem Satz platziert er die Gegend von Uster in die Randzone der von Menschen besiedelten Zonen – was übrigens nicht bewiesen ist, zumal seit 1964 durchaus weitere Funde gemacht wurden und werden. Dieser Satz wird uns noch interessieren.

 

Bis zu den Römern – Kläui ist tendenziös.

Nach der Steinzeit behandelt Kläui die Bronzezeit, um dann zu den Kelten und Römern zu gelangen. Über die Kelten weiss man auch heute noch ziemlich wenig. Als Beispiel für eine grössere „Fürstenburg“ oder „Fürstensiedlung“ in unserer Gegend sei der Uetliberg genannt. Dort findet man grössere Wall- und Grabenanlagen, die mehrere Hektaren Land umschlossen. Ausserhalb dieser Anlagen hat man Fürstengräber entdeckt. Die mysteriösen Kelten wurden im 19. Jh. stark idealisiert, insbesondere in der Schweiz, wo die keltischen Helvetier als heldenhafte Vorfahren der heutigen Schweizer galten. In Frankreich geniessen sie eine ähnliche Stellung, jedoch unter einer anderen Bezeichnung: Gallier. Diese Idealisierungen führten auch zu Fehldeutungen. So wurde die enigmatische Heidenmauer auf dem Odilienberg im Elsass – einer mörtellosen Steinmauer, die mit ihrer Länge von mehreren Kilometern ein riesiges Areal umschloss – lange als keltisch betrachtet. Erst die Datierung von Hölzern, die den Zusammenhalt der Steinblöcke ermöglichten, zeigt, dass diese Mauer aus dem Frühmittelalter stammt. Noch heute gibt es Menschen, welche eine tiefe Mystik in den Kelten zu erkennen glauben. Dies hat wohl mehr mit dem Mysterium um ein Volk zu tun, dessen Überreste vor allem archäologischer Natur sind, wenn man die erfinderischen Zeilen in Julius Caesars Buch über den gallischen Krieg und die letzten Überreste der keltischen Sprache (britische Inseln und Bretagne) ausser Acht lässt. Wir werden sehen, dass Kläui die Alemannen als viel wichtiger einschätzt als die Helvetier. Die Bedeutung der Kelten spielt er offensichtlich hinunter:

Auszug aus Kläui, Uster, S. 18–19, unter dem Titel „Die Kelten“:

„In der Eisenzeit, die um 800 bis 750 v. Chr. Beginnt, war der besiedelte Raum viel kleiner geworden und reichte nicht mehr in die Alpentäler, denn das Klima hatte sich verschlechtert, so dass höher gelegene Täler zu unwirtlich wurden. Aber auch die Seeufer mied man jetzt; man baute die Häuser auf festen Grund.

[…]

In der Eisenzeit liegt das Greifenseegebiet allerdings am Rande der Besiedlungszone, während, nach Ausweis der Funde, die Gegend um den Pfäffikersee (vor allem in der älteren Eisenzeit) noch eine intensive Besiedlung kannte. Das dürfte damit zusammenhängen, dass schon damals ein Verkehrsweg vom Rhein nach dem oberen Zürichsee führte, der etwa der späteren Römerstrasse entsprochen hat. Das Greifenseegebiet mit seinen weiten Sumpfzonen scheint von einem Volk, das nicht mehr in erster Linie die Seeufer aufsuchte, gemieden worden zu sein. In der älteren Eisenzeit, der sogenannten Hallstattzeit von 800 bis 500 v. Chr., reichte die Besiedlung nur gerade bis an den Nordrand des Sees. Aus dem Gebiet von Uster sind aus diesen Jahrhunderten keinerlei Funde zu verzeichnen.

[… // …]

Daß der Name Uster keltischen Ursprungs wäre, wie schon behauptet worden ist, läßt sich nicht beweisen. Die Ableitung aus dem keltischen Wort «ukustro», das «oben», «oberhalb» bedeutet, ist schon deshalb ausgeschlossen, weil – wie wir sehen werden – die erste Siedlung unten am Aabach und nicht auf dem Burghügel lag.

Es scheint also, dass das Gebiet von Uster in der Zeit, da die keltischen Helvetier im schweizerischen Mittelland wohnten, nicht oder nur ganz spärlich besiedelt gewesen ist. Beim Auszug der Helvetier nach dem Süden und bei der Niederlage von Bibrakte im Jahre 58 v. Chr. sind somit kaum Leute aus unserer Gegend dabei gewesen.“

 

Denkt man an die Funde in La Tène am Ufer des Neuenburgersees, wovon die jüngsten aus dem ersten Jh. v. Chr. stammen, so kann man nicht behaupten, die Kelten hätten die Seeufer prinzipiell gemieden. Kläuis Aussage „Es scheint also, dass das Gebiet von Uster in der Zeit, da die keltischen Helvetier im schweizerischen Mittelland wohnten, nicht oder nur ganz spärlich besiedelt gewesen ist.“ ist nicht bewiesen. Das Fehlen an Funden schliesst nicht von Anfang an aus, dass auf dem Boden der Gemeinde Uster Kelten lebten, zumal neue Funde immer wieder zu Überraschungen führen. Um sicher zu sein, müsste man das ganze Gemeindegebiet systematisch ausgraben. Es kann durchaus sein, dass gerade der markante Hügel der Burg Uster und sein Ausläufer ältere Siedlungsspuren im Boden verbergen. – Kläuis Theorie, dass der Siedlungskern Usters in Oberuster und eben nicht auf der Burg zu suchen sei, lässt sich nicht beweisen. – Es dauerte ja auch in Zürich lange, bis eine keltische Präsenz archäologisch bewiesen werden konnte, obwohl sie alles als andere als unlogisch war.

Kurz und bündig zusammengefasst: Wir haben noch kaum Zeugnisse vom keltischne Uster. Bereits Kläui erging es so.

 

Die römische Zeit – Kläui bleibt genau und gleichsam tendenziös.

Kläui nennt für die römische Epoche – seiner Treue zum Detail entsprechend – wohl alle ihm bekannten römischen Funde auf dem Boden der Gemeinde Uster. Dabei handelt es sich um Münzen, Tonscherben, Alltagsgegenstände etc. Beim ersten heute noch bekannten Fund handelt es sich um eine 1694 entdeckte „14 cm hohe, zierliche Bronzestatuette eines Merkurs.“ Von Bedeutung sind für Kläui vor allem die römischen Fundkomplexe in Nänikon auf dem Bühl und in Riedikon, welche landwirtschaftlichen Gutsbetrieben grossen Stils (villa rustica) zugeordnet wurden. Solche römischen Villen hat man z. B. in Seeb und in Dietikon bereits erforscht.[1] Leider konnten diese 1964 vorliegenden Ergebnisse mangels neuerer, umfassender Grabungen nicht ergänzt und verifiziert werden. Jedenfalls hat man bei der Ausgrabung der aus dem Mittelalter stammenden Burg und Kapelle auf dem Bühl keine grösseren römischen Funde gemacht: „Römische Gebäude (von einem Gutshof?) auf dem Bühl sind aber weiterhin nicht gänzlich auszuschliessen.“[2] Ebenso kann die von Kläui als Hypothese vorgeschlagene Namensableitung der vielleicht „bedeutensten Villa“ im Wil nicht nachgewiesen werden. Er leitete diese Villa vom Namen Wil (= lat. villa) ab, aber im Gegenteil dürfte der Name „das Wil“ dürfte nicht direkt auf das lateinische villa zurückzuführen, sondern germanischen Ursprungs sein.

Das nächst gelegene grössere römische Gebäude ist das Kastell von Irgenhausen. Grössere römische Orte (inkl. Kastelle) finden wir in der weiteren Gegend in Winterthur und Zürich. Auf dem Boden der heutigen Schweiz wimmelt es nur so von kleineren und grösseren römischen Siedlungen (Städte, Dörfer (vici), Kastelle, römische Legionslager, Villen etc.). Stellvertretend seien die römischen Städte Aventicum (Avenches VD), Augusta Raurica (Augst BL), Vindonissa (Windisch AG) und Octodurus (Martigny VS) genannt.

Kläui liefert alles in allem Funde, welche die römische Besiedlung Usters vom ausgehenden 1. Jh. bis ins frühe 4. Jahrhundert belegen. Nach Kläui – Diese Ergebnisse sind überholt. – war diese Besiedlung nicht ohne Bedeutung, da er die Überreste von zwei römischen Villen zu nennen weiss. Dennoch spielt Kläui deren Wichtigkeit herunter. Für ihn ist die römische Epoche Usters eine kurze Episode (100–300 n. Chr.). So eröffnet Kläui sein Kapitel zur Römerzeit folgendermassen: „Auch unter den Römern, die nach ihrem Sieg bei Bibrakte ins Land kamen, scheint unser Gebiet am Rande bewohnter Landschaften gelegen zu haben.“[3] Um dies zu unterstreichen betont Kläui die römische Verkehrsachse Winterthur-Irgenhausen-Kempten-Kempraten-Walensee-Bündnerland. Da Uster nicht an dieser Achse lag, war die Gegend von Uster für die Menschen der Römerzeit ohne Bedeutung.

Auszug aus Kläui, Uster, S. 20:

„Im Gegensatz zum Gebiet des Pfäffikersees blieb der Greifensee von den Römern offensichtlich wenig beachtet, und auch ihre militärischen Maßnahmen nach dem Alemanneneinfall von 259, als der Rhein wieder Grenze des Reiches wurde, berührten Uster nicht, während am Pfäffikersee drüben die Strasse durch den Bau des Kastells Cambiodunum in Irgenhausen gesichert wurde. Immerhin ging das Leben, wie die Villen in Nänikon und Riedikon beweisen, eine Zeit lang weiter. Für das spätere 4. Jahrhundert fehlt jeder Beleg für die Anwesenheit der Römer, so dass wir uns die Gegend von Uster bis zur Einwanderung der Alemannen als eine fast menschenleere, auf den Höhen bewaldete, an See und Bächen unwirtliche, versumpfte Gegend vorstellen müssen.“

 

Mit dieser Erklärung widerspricht sich Kläui selbst. Die drei von ihm postulierten römischen Villen beweisen im Gegenteil, dass auch jene Gegenden, welche nicht unmittelbar an der – übrigens nicht unweiten – Verkehrsachse lagen, besiedelt waren. Ebenso leugnet Kläui –mangels Funden – fälschlicherweise die Möglichkeit, ja die grosse Wahrscheinlichkeit, einer Besiedlung des heutigen Gemeindebodens vor dem Jahre 100 und im ausgehenden 4. Jh.

So wie Kläui keine keltischen Siedler vor den Römern in Uster sehen will, will er nur eine kurze römische Episode akzeptieren, im Sinne einer kurzen Zeit, in der Uster überhaupt besiedelt war. So wie in Bibrakte kaum Helvetier aus einer menschenleeren Gegend wie Uster gekämpft haben konnten, war Uster ab dem endenden vierten Jahrhundert laut Kläui wiederum tiefste Wildnis, wo kein Mensch zu finden war. Dies wird mit dem Schluss des Kapitels zu den Römer deutlich: „Für das spätere 4. Jahrhundert fehlt jeder Beleg für die Anwesenheit der Römer, so dass wir uns die Gegend von Uster bis zur Einwanderung der Alemannen als eine fast menschenleere, auf den Höhen bewaldete, an See und Bächen unwirtliche, versumpfte Gegend vorstellen müssen.“[4]

Das nächste Kapitel in Kläuis Werk hat den bezeichnenden Titel „Die Besiedlung der Mark Uster.“ Damit ist auch gesagt, welcher Grundgedanke Kläuis tendenziöser Geschichtsschreibung zugrunde liegt: Uster wurde erst von den Alemannen besiedelt. Uster hat einen alemannischen, aber keinen keltischen oder römischen Ursprung. Darum muss Kläui mögliche frühere Siedler in Uster verleugnen oder herunterspielen. Ein solcher Grundgedanke, war in der Mitte des 20. Jh.s nicht ungewöhnlich, sondern entsprach der gängigen Art Geschichte zu betreiben und Theorien zu bilden. Es passte zur Vorstellung, die heutigen Schweizer entweder auf die Alemannen oder auf die Kelten zurückzuführen, jedoch weniger auf die Römer, deren Zivilisation unterging, nachdem sie wegen den „Barbareneinfällen“ abgezogen waren. Solche Grundannahmen und die darauf beruhenden Theorien sind zu einfach und heute nicht mehr anerkannt. Wir wissen nun, dass das Ende der römischen Zeit nicht der Untergang einer Zivilisation war, sondern deren Wandel. 



Die Einwanderung der Alemannen – Kläuis Theorie / Konstrukt

Kläui entwickelte 1964 eine Theorie zur alemannischen Besiedlung und zur Entstehung der heutigen Dörfer Usters.[5] Seine mit Sorgfalt entwickelte Theorie ist jedoch letztendlich nur ein Konstrukt. Dieses fusst auf den wenigen Informationen, welche Kläui für die quellenarme Zeit von 500 bis 750 benutzen konnte, auf seiner weiter oben geschilderten Annahme einer menschenleeren Gegend am Ende der römischen Epoche, auf seine ebenso trügerische Annahme, dass die Siedlungsstruktur des 14./ 15. Jh.s das unveränderte Produkt der alemannischen Einwanderung darstelle, auf die Namensforschung und auf nicht zwingende Schlüsse aus den geographischen Gegebenheiten. Kläuis Theorie lässt sich folgendermassen zusammenfassen:

Schematische Darstellung Kläuis anschaulichen, aber überholten Theorie zur Siedlungsentwicklung von Uster. (25 Besiedlungslinien Kopie.jpg)


Kläui betrachtet die Möglichkeit zur alemannischen Einwanderung mit dem Abzug der römischen Truppen um 400 als gegeben, setzt aber die Einwanderung der Alemannen erst ab 500 an. Letzteres hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass erst ab dem 6. Jh. überhaupt germanische Funde – für Kläui alemannische Funde – vorliegen.

Kläuis alemannische Besiedlung geht – mangels Schriftquellen sich auf die Namensforschung und die Zustände des 14./15. Jh.s stützend – von zwei „Ursiedlungen“ aus: Oberuster und Hegnau. Von diesen beiden Ortschaften aus seien die weiteren Dörfer der heutigen Gemeinde Uster gegründet worden. Das Wil, wo er einen römischen Gutshof vermutet, zählt Kläui auch zu den ältesten Siedlungen, betrachtet es jedoch nicht als Ausgangspunkt für die weitere Besiedlung. Ebenso zählt er Fehraltorf (lange nur: Altdorf), welches die Alemannen einfach das alte Dorf genannt hätten, zu den alten Ortschaften.

Dann gliedert Kläui die einzelnen Orte in zwei Gruppen: 1. Die Gruppe mit der Endung -ikon (ursprünglich inghofen) für die Besiedlung der 1. Hälfte des 7. Jh.s und 2. die Gruppe mit der Endung -wil für die Besiedlung der zweiten Hälfte des 7. und des beginnenden 8. Jh.s. Gemäss dieser Einordnung bestimmt nun Kläui nach geographischen Gesichtspunkten die Gründung der neuen Siedlungen. Ausgangspunkt für die neuen Dörfer sind die beiden Ursiedlungen Oberuster und Hegnau: Der Wald wird immer weiter gerodet; damit einhergehend entstehen neue Siedlungen (Vgl. dazu den unten abgebildeten Plan!). Diese Siedlungen seien gemäss der Namensforschung nach dem Dorfgründer benannt worden (Freudwil = der Weiler des Frido, Winikon = Hof der Leute des Wino).

Die „Ursiedlung“ Oberuster entstand gemäss Kläui etwa in der zweiten Hälfte des 6. Jh.s, als die „römisch-keltischen Siedlungen an der Hauptstraße bereits besetzt waren und die nachfolgenden Alemannen nach weiteren Siedlungsplätzen Ausschau halten mußten.“[6] Dass Oberuster die älteste Siedlung sei, erklärt Kläui sowohl anhand des Ortsbildes, aus dem er bei der Mühle den Kern Usters festlegt, als auch aus geographischen Überlegungen heraus. Oberuster liegt nämlich äusserst günstig am Aabach: am Wasser und an einer Stelle, wo der Bach noch genügend Gefälle aufweist, um das Dorf nicht zu gefährden.

Kläuis Theorie geht schon nur deswegen nicht auf, weil die von ihm behauptete Menschenleere vor der Alemanneneinwanderung nicht nachweisbar ist (und vielmehr dem Reich der Phantasie als der Wissenschaft angehört). Seine weiteren Überlegungen zielen letztendlich auf eine Theorie der linearen Siedlungsentwicklung hin, welche Laien auf dem Plan in Kläuis Buch nachverfolgen können.

Die Grundannahme, dass der Mensch im „Urwald“ von einem ursprünglichen Siedlungszentrum bei steigernder Bevölkerung einfach neue Dörfer gründet und zu diesem Zwecke weiter und weiter Wald rodet, ist nachzuvollziehen, aber nicht vertretbar, da sie alle anderen Möglichkeiten ausschliesst. Der Mensch kann aus verschiedensten Gründen Wald roden und den Wald wieder wachsen lassen. Siedlungen werden nicht nur gegründet, sondern auch verschoben oder aufgeben. Die Siedlungsstruktur hat sich immer wieder verändert, ebenso die Nutzung des Landes (Wald, Wiesen, Äcker etc.). Erst heutzutage sind die Waldflächen (fast) unveränderlich. Sie werden per Gesetz erhalten; der Kahlschlag in grösserem Umfange ist verboten.

Zudem ist das Verhalten des Menschen nicht aus den geographischen Gegebenheiten abzuleiten (geographischer Determinismus). Schon immer gab es einen sozialen und einen politischen Rahmen, der ein gewisses Handeln ermöglichte (oder umgekehrt verunmöglichte). Wer über ein grösseres Stück Land verfügt, muss nicht per se einer Dorfgründung zustimmen. Auch heute können sich Leute nicht einfach zusammentun, Land kaufen und eine neue Gemeinde gründen.

Wer Kläuis These auf dem Plan nachvollzieht, bemerkt auch, dass es keinen Grund dafür gibt, anzunehmen, dass man Wermatswil anstatt von Uster von Freudwil aus gegründet haben könnte. Ebenso gibt es keinen Anlass zu glauben, dass Gutenswil jünger als Volketswil sein muss.

Nicht zuletzt ist auf die Unmöglichkeit eines sicheren Rückschlusses von der Siedlungsstruktur des 14./15. Jh.s auf die Ursprünge eines Ortes hinzuweisen. Denkt man daran, dass in Uster der mittelalterliche Turm des heutigen Schlosses das älteste bekannte Gebäude darstellt und auch aus der Zeit des Burgturmes kein Bauernhaus erhalten geblieben ist, so muss man akzeptieren, dass man eigentlich (fast) nichts über die Siedlungsstruktur Usters vor dem 14. Jh. weiss: Wir wissen nicht, wie sich der Ort Uster im Jahre 775 präsentierte. Wir wissen nur, dass er schon existierte. Dasselbe gilt auch für die späteren Erwähnungen. Trotz aller Unsicherheit ist im Gegensatz zu Kläui anzunehmen, dass sich die Orte Kirch-, Ober- und Niederuster erst im 13./15 Jh. aus einer früheren Siedlungsstruktur (Streusiedlung, ein einziges Dorf etc.?) herauskristallisiert haben, indem sich die frühere Siedlung Uster um den Besitz dreier verschiedener Herrschaften oder Grundeigentümer neu formierte und so zur Herausbildung von drei, voneinander klar getrennten Dörfern führte.(?)

Kläui hat auch die Namenforschung überstrapaziert. Die Siedlungsnamen der Gemeinde Uster sind – ausser Uster selbst – alle germanischen Ursprungs. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es nicht schon früher Siedlungen auf dem heutigen Gemeindeboden gab. Ebenso weist der aus einem Personennamen gebildete Ortsname nicht zwingend auf den Gründer eines Dorfes hin.

Ein Beispiel: Nänikon wird von der aktuellen Sprachforschung als 'bei den Höfen der Leute des Nanzo/Nan(n)o' und Freudwil als 'Hofsiedlung des Frido' gedeutet. Dies bedeutet, dass es einst eine wichtige Person bei diesen Höfen resp. in der Hofsiedlung gab (oder schon nur, dass man sich an eine solche Person erinnern wollte). Nichts beweist, dass diese Person der Dorfgründer war und dass die Orte nicht mehrmals den Namen gewechselt haben könnten. Solange ein Name verständlich ist, kann er viel einfacher umgedeutet und verändert werden, als wenn seine Bedeutung im Dunkeln bleibt. Erfinden wir den Ulrichshof und nehmen wir Ulrich als Bewohner des Hofes an, so können wir durchaus nach dem Tode Ulrichs den Hof nach seinem neuen Bewohner Heinrich Heinrichshof nennen. Verstehen wir jedoch den Namen Nänikon nicht, so erlischt die Möglichkeit den Ortsnamen als unzutreffend zu empfinden und nach aktuellen Gegebenheiten zu ändern.

Kläuis Theorie kann man – nicht zuletzt dank den neuen Erkenntnissen der Archäologie und dem sorgfältigeren Studium der Schriftquellen – ein neues Bild entgegensetzen.

Über die Alemannen weiss man nun, vor allem wegen neueren archäologischen Forschungen, bedeutend mehr als 1964. Dennoch besitzt man kaum konkrete Informationen zur eigentlichen Einwanderung und zur Siedlungsstruktur der Alemannen, denn es wurden nur wenige Siedlungen dieser Zeit ausgegraben. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass die Alemannen vorwiegend Holz als Baumaterial gebrauchten. Der Archäologe kann von längst untergegangenen Holzbauten allenfalls Pfostenlöcher und Holzreste feststellen. Doch überall dort, wo ab dem Hochmittelalter Steinbauten und ab dem 20. Jh. Betongebäude entstanden sind, werden die Spuren älterer Holzbauten massiv gestört. Deswegen liefern vor allem abgegangene frühmittelalterliche Dörfer auf heute unbebautem Terrain interessante Informationen zu den Alemannen. Der Erforschung von Gräbern kommt ebenso eine grosse Bedeutung zu, da Gräber zum Teil noch heute ausserhalb der bebauten Gebiete liegen und deswegen bis in unsere Zeit unberührt geblieben sind.

Die nicht ganz einfache Erforschung der alemannischen Bevölkerungsgruppen wurde zudem dadurch gestört, dass man die Alemannen zur Festigung der Identität des jungen Bundesstaates ab 1848 als Träger einer uralten Freiheit und Demokratie interpretierte. – Ähnlich war es übrigens mit den Kelten. – Deswegen hat man nach alemannischen Funden gesucht und diese auch gefunden. Erst die moderne Archäologie ist zum Schluss gekommen, dass es grundsätzlich germanisches Fundmaterial gibt, welches sich klar von den Objekten der Romanen unterscheidet, aber dass es sich keinen bestimmten germanischen Volksgruppen (Franken, Alemannen, Burgunder etc.) zuordnen lässt. Grabbeigaben gibt es bis in die Zeit um 700. Danach versiegt diese Quelle. Germanen sind deshalb in unseren Gebieten festzustellen, aber nicht per se Alemannen, insbesondere auch deshalb, weil man in unserer Gegend auch mit Franken rechnen muss.

Es ist an der Zeit Kläuis Vorstellungen ein neues Bild über die alemannische Einwanderung entgegenzusetzen. Die Überlegungen der Archäologen ermöglichen es, die Ankunft der Alemannen einiges später anzusetzen: Die germanischen Gräber im 6. Jh. sind primär den Franken zuzuordnen. Die Einwanderung der Alemannen fand im 7. Jahrhundert statt.

Wichtig ist der Rahmen dieser Einwanderung. Das römische Reich ist nach dem Abzug der römischen Truppen 401/2 von der Rheingrenze weder – wie man lange geglaubt hat – von alemannischen Einwandern überflutet worden, noch ist es 476 – als der junge römische Kaiser Romulus Augustulus durch den „Barbarenfürsten“ und römischen Offizier Odoaker abgesetzt wurde – einfach in sich zusammengebrochen. Nach 476 ist „nur“ das Faktum prägend, dass es in Rom keine Kaiser mehr gab. – Der Kaiser des oströmischen Reiches verblieb hingegen bis 1453 in Konstantinopel / Istanbul. – Das Ausscheiden des Staatsoberhaupts in Westrom hat den Zusammenhalt des Reiches verunmöglicht, aber nicht das Reich von einem Tage zum anderen zerstört, um von radikal andersartigen Barbarenreichen ersetzt zu werden. Alles in allem hat sich das römische Reich gewandelt. Aus diesem Wandel heraus sind neue Reiche entstanden.

Die „Barbaren“ (Franken, Burgunder, Goten etc.) sind schon lange vor 476 immer wieder als römische Legionäre eingesetzt worden. Ihre Könige waren zugleich römische Generäle. Diese Generäle haben sich mit der Zeit in Teilbereichen des römischen Reiches selbständig gemacht, jedoch zum Teil noch lange die Oberhoheit des byzantinischen (oströmischen) Kaisers in Konstantinopel anerkannt.

Ein Beispiel: Als die geschlagenen Burgunder 443 in die Sapaudia – ein Gebiet um den Genfersee, dessen Name im heutigen Savoyen/Savoie weiterlebt – angesiedelt wurden, um das römische Reich zu verteidigen, haben sich die zahlenmässig unterlegenen Burgunder rasch der romanischen Bevölkerung assimiliert. Sie haben die spätlateinische Sprache übernommen, die römische Verwaltung weitergeführt und die römische Infrastruktur genutzt. Sie bildeten vor allem eine neue Oberschicht. Als die römische Zentralmacht ausschied hat der König der Burgunder, die ihm unterstellten Provinzen und Städte ganz einfach weitergeführt. Ebenso haben die Franken, welche das Gebiet der Stadt Tournai verwalteten, und die Goten (Ostgoten: Italien – Westgoten: Spanien) römische Strukturen weiterregiert. Der fränkische König Chlodwig I. wurde 508 vom oströmischen Kaiser zum römischen Konsul ernannt. Die Bande zum oströmischen Reich löste sich also nur langsam. Erst mit dem 800 zum Kaiser gekrönten Karl dem Grossen wurde diese Bande definitiv gelöst.

Unsere Gegend ist – nach einer kurzen (nur formellen?) Herrschaft der Ostgoten ab 493 – 536/37 unter die Herrschaft des von der Merowingerdynastie geführten Frankenreiches gekommen. Zur Verwaltung unseres Gebiets schickten die Merowingerkönige Mitglieder der fränkischen Oberschicht. Es sind vor allem diese Mitglieder der fränkischen Oberschicht in den germanischen Gräbern des 6. Jh.s zu suchen. Die Rheingrenze des römischen Reiches bestand bis in die Zeit um 500 fort, auch wenn es immer wieder zu Überfällen der nördlich des Rheines hausenden Alemannenfürsten gekommen war. Doch damit war ab 496/97 resp. 506 Schluss, als die Alemannen von den Franken vernichtend geschlagen wurden und in deren Reich einverleibt wurden. Somit hatten die Franken (ab 536/37) nicht nur die Alemannen, sondern auch das Gebiet nördlich von Rhein und Bodensee unter ihrer Kontrolle: Die Rheingrenze war nun eine natürliche Grenze innerhalb des Frankenreiches.[7]

Die alemannische Einwanderung war kein kriegerischer Eroberungszug: Das auf römische Strukturen beruhende Frankenreich liess im Laufe des 7. Jh.s die Alemannen kontrolliert über den Rhein, was nun dadurch zum Ausdruck kommt, dass wir südlich des Rheines sowohl Gräber der germanischen Oberschicht, als auch der Unterschicht finden. Bezeichnenderweise wurde wahrscheinlich kurz vor 600 das Bistum Konstanz gegründet, welches sowohl Gebiete südlich, als auch solche nördlich des Rheins umfasste. Die Bistumsgründung zeigt, dass die Gebiete im Süden und Norden des Rheines nun als Einheit betrachtet werden sollten. In dieser Zeit war das Heidentum in gewissen Bereichen wieder aufgekommen. – Oder waren die alten Götter nie ganz verschwunden? – Mit der Gründung des Bistums Konstanz war der Grundstein für die definitive Christianisierung unserer Bevölkerung gesetzt.

Die unter Merowingerherrschaft stehenden Alemannen sind ab ca. 600 über den Rhein gekommen. Damit begann ein Assimilierungsprozess, der zur Verschmelzung der alteingesessenen Romanen und der neu angesiedelten Alemannen führte. Dabei haben die Romanen nach und nach die Sprache der Alemannen übernommen. Dabei dürfte es sich wohl um die grösste Veränderung handeln, welche die alemannischen Einwanderer hervorgerufen haben. Die Alemannen dürften auf der anderen Seite nicht wenige Gewohnheiten, Techniken und Kulturgegenstände der Romanen übernommen und selbst ausser der Sprache weitere Elemente ihrer Kultur weitergegeben haben.

Man geht davon aus, dass der Assimilierungsprozess um 700 beendet war. Als im 8. Jh. Riedikon, Nänikon und Uster in lateinischen Urkunden als germanische Namen genannt werden, haben wir den Beweis dafür, dass die romanische Sprache in der Gegend um Uster in dieser Zeit schon verdrängt war. Wir wissen ebenso, dass mindestens die drei Ortschaften Riedikon, Nänikon und Uster – in welcher Siedlungsform auch immer – schon existierten (und dass sie ihren – damals schon nicht mehr verständlichen? – Namen beibehielten). Was die Alemannen in Uster vorgefunden hatten und wie sie sich organisierten (resp. organisieren durften), ist hingegen kaum auszumachen, falls nicht in Zukunft überraschende Funde zum Vorschein kommen. Wir wissen nur, dass der Assimilierungsprozess der Alemannen wegen der merowingischen Herrschaft mehrheitlich friedlich erfolgt sein muss. Denn es spricht kein schriftliches Zeugnis von einem grösseren Konflikt, so wie die Sprachgrenze zwischen Romanen und Alemannen im Mittelalter wenn überhaupt nur wegen den verschiedenen Sprachen (Unterscheidung beider Bevölkerungsgruppen, Verständnis- und Ausspracheprobleme) angedeutet wird, aber keine besonderen Konflikten und Gräben zu schaffen scheint. Grössere Konflikte entstanden vor allem in und wegen der Oberschicht resp. des Adels, was vielmehr mit Politik und wirtschaftlichen Interessen zu tun hatte als mit sprachlichen Differenzen. Dennoch wäre es spannend, wenn wir mehr über die Einwanderung der Alemannen und den darauf folgenden Assimilierungsprozess erfahren könnten.


Literatur

Die Schweiz zwischen Antike und Mittelalter. Archäologie und Geschichte des 4. bis 9. Jahrhunderts, Zürich 1996, insbesondere Seiten 47–52 und 146–163.

Die Alemannen, Stuttgart 1997, S. 261–68.

Geschichte des Kantons Zürich. Bd. 1 Frühzeit bis Mittelalter, Zürich 1995, S. 113–127.

Kläui, Paul: Geschichte der Gemeinde Uster, Zürich 1964, S. 13–26.

 



[1] Vgl. http://www.archaeologie.zh.ch/internet/bd/arv/kaz/de/Download.html unter „Römische Epoche“.

[2] Burg – Kapelle – Friedhof, S. 12.

[3] Kläui, Uster, S. 19.

[4] Kläui, Uster, S. 20.

[5] Kläui, Uster, S. 20–26, mit dem Titel „Die Besiedlung der Mark Uster“.

[6] Kläui, Uster, S. 22.

[7] Wie der aufmerksame Leser gemerkt hat, bildete der Rhein von ca. 493–506 die Grenze zwischen Alemannen (im Norden) und Ostgoten (im Süden) und von 506–536/37 die Grenze zwischen Franken (im nun eroberten alemannischen Gebiet) und Ostgoten. Es ist fraglich, ob der Forscher viel mehr als diesen Grenzverlauf in Erfahrung bringen kann. Über die kurze Ostgotische Herrschaft ist vermutlich kaum etwas in Erfahrung zu bringen.